Tag 09 – 19.06.2019 Durango-Silverton Schmalspurbahn

Das mit dem Reisebericht dauerte gestern dann doch seine Zeit. Das Video habe ich noch hastig vorbereitet. Gegen 23 Uhr war ich dann endlich im Bett.

Meine innere Uhr war mal wieder fies mit mir. Da wir heute zeitig raus mussten, war das mit Schlaf ab 5 Uhr nicht mehr so toll. 5:45 Uhr stand ich dann auf.
Heute wollten wir ausnahmsweise mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Und Feinstaub war heute ebenfalls nicht das Problem. Die Abgas-Partikel sieht man noch mit bloßem Auge.
Ich hatte vorab schon Tickets für die Durango-Silverton Narrow Gauge Train gebucht.
Abfahrt ist 8:45 Uhr, Boarding beginnt 8:15 Uhr. Wir sollten also um 8 Uhr da sein.

Kurz nach 6:30 Uhr  waren wir beim Frühstück. Ich fragte mich, ob ich in Florida gelandet bin. Es waren hier lauter Rentner unterwegs…
Um 7:45 Uhr fuhren wir los, zur Durango Train Station.

Die Fahrt war nicht weiter kompliziert. Einfach der Mainstreet 24 Blocks lang folgen und dann links abbiegen. Dort war der neue Parkplatz vom Bahnhof. $8 für den ganzen Tag. Punkt 8 Uhr waren wir da – und standen noch auf der 6th Street, weil da am Parkhäuschen eine lange Schlange war und nix bewegte sich. Ich dachte erst, der Parkplatz ist voll, aber war er nicht. Es ging nur einfach nicht voran, weil irgendwer mit den Damen im Tickethäuschen was zu klären hatte.
Da ich links abbiegen musste, hatte ich natürlich die A-Karte, weil die Fahrzeuge aus der Gegenrichtung, die rein wollten, mich nicht ließen. Etwas nervös wurde ich. Zum Glück war dann irgendwann der Knoten am Anfang der Schlange geplatzt – es ging vorwärts und ich bekam auch endlich die Chance, da rein zu fahren.

Die Autos wurden vom Einweiser auch recht eng (für amerikanische Verhältnisse) aneinander geparkt. Der Parksensor schlug schon voll an. Es war noch ein paar Minuten vor 8:15 Uhr, also alles gut – bis jetzt.
Wir nahmen alles mit, was wir brauchten und gingen rüber zum Bahnhof.
Grit kürzte über den McDonalds Parkplatz ab, der noch davor lag und schon passierte die Scheiße.
Also Grit trat in einen Hundehaufen. Soll Glück bringen sagte sie. Nicht für mich, ich saß ja neben ihr. 😝
Wir hätten schon einsteigen können, aber die Lok war noch nicht dran. Die wollte ich wenigstens irgendwie vorher mal fotografieren. Man braucht ja was fürs Facebook Check-in.
Das Boarding begann und die Lok war noch nicht da. Der Einweiser zeigte uns, nach einem Blick auf die Ausdrucke der Tickets, den richtigen Waggon. Wir stiegen also erst mal ein und nahmen unsere Plätze ein. Um uns rum wieder alles Rentner.
In der Sitzreihe hinter uns vernahm ich Gemurmel um die Sitznummern und Tickets.
Zwischendurch vernahm man das Pfeifen der Lok – also nochmal schnell rausgesprungen und 2 Fotos geschossen. Ich setzte mich gerade wieder auf meinen Platz: und dann passierte es. Es kamen plötzlich ein älteres Pärchen und die hatten die selben Sitznummern, wie wir.
Hmm… Klasse.

Da der Abfahrt-Zeitpunkt näher rückte, sprang ich nochmal mit unseren Tickets raus und machte den Zugbegleiter, der gerade vorbei lief, auf das Dilemma aufmerksam.
Er nahm alle Tickets mit und ging in den Bahnhof rein, um das zu klären.
In der Zwischenzeit erfuhren wir, dass hier eine größere Gruppe wohl eine Tour machte – daher die vielen Rentner. 😎
Er kam mit neuen Tickets wieder raus. Wir waren jetzt in die Reihe vor uns gesetzt worden, weil die wohl frei war. Man wollte wohl die Gruppe zusammensetzen. Vielleicht dachte man, wir klären das direkt. 🤷‍♂️
Wir einigten uns aber mit dem Pärchen, dass wir jetzt sitzen blieben und sie die Reihe vor uns nahmen.
Jetzt war nur zu klären, warum wir kein Bus Ticket mehr hatten. Der Zugbegleiter also nochmal reingerannt. Das war aber einfach zu lösen, wir tauschten untereinander einfach die Tickets schon passte es wieder. Nun konnte es also los gehen. Durch das Durcheinander kam man schon mal mit den Leuten direkt ins Gespräch.
Die Leute hinter uns unterhielten sich offenbar über Deutschland. Man hörte da immer so Worte wie Munich, Berlin, Autobahn, etc… Da wird man aufmerksam. 😎
Es dauerte nicht lang, bis sie uns ansprachen, woher wir denn kommen. Das wir Deutsche waren, überraschte sie nicht.
Und schon begann der Smalltalk – irgendwie war jeder Amerikaner, den ich treffe, irgendwann mal in (West-)Deutschland stationiert und keiner kennt Thüringen (ok, das überrascht mich nicht).

Eigentlich dachte ich, dass man bei mir den Deutschen Dialekt nicht mehr direkt so raus hört, aber da scheine ich wohl falsch zu liegen. Die Unterhaltung hielt mich dann doch schon von der Zugfahrt ab. Man will ja nicht unhöflich sein, aber gerne auch was, bei $108 pro Person, von der Gegend mitbekommen.

Für $9 gab’s einen isolierten Souvenir-Getränkebecher mit Free Refill für die ganze Fahrt.
Das war ein fairer Preis. Man muss halt genug trinken, dann hat man die $2 für kalte oder $2,50 für warme Getränke schnell raus. Mehr als 2x Hot Chocolade ging bei mir nicht rein. Mit Kaffee hätte ich dann laufend auf die Toilette gemusst. Der Mitarbeiter im Getränkewagen fragte mich dann auch gleich, ob ich Deutscher bin. Wtf? 😲

Die Toiletten habe ich am Anfang übrigens gleich mal ausprobiert. Jetzt finde ich Flugzeugtoiletten nicht mehr so schlimm. Setzt euch mal auf so einen Topf, wenn alles ständig nach links und rechts schwankt.
Allein das hinsetzen bei der Toilette in so einem Wagen von 1880, ist während der Fahrt abenteuerlich. Wenn man vor der Toilette steht, ist das Waschbecken direkt am Bein. Viel Platz ist da nicht. Und dann muss man es noch laufen lassen können. Grit fragte sich schon, wo ich bleibe. 🤷‍♂️
Die war übrigens am Anfang (später – kann ich nicht sagen) sauberer, als ein deutsches Autobahn WC.

Irgendwann war die 4 Stunden-Fahrt dann vorbei und wir kamen in Silverton an. Man fühlt sich hier wie in einer Filmkulisse. Es gibt in der Stadt nicht mal geteerte Straßen. Der Wilde Westen – es gibt ihn irgendwie noch.
Ich freute mich jetzt riesig auf eine normale Toilette. Bei dem Gedanken, dass die Stehpinkler in der Zwischenzeit im Zug dran waren, wollte ich da nicht mehr hin. Zum Glück gab es die auch.

Nun musste dringend der Blutzuckerspiegel wieder auf Norm gebracht werden. Irgendwie fanden wir nichts besseres, als das „High Noon Hamburgers“. Egal – ich esse jetzt alles.
Gesättigt war ich wieder ein normaler (? – für meine Verhältnisse) Mensch.

Ich wollte jetzt die Abfahrt des nächsten Zuges nach Durango filmen. Grit schaute sich in der Zeit ein paar Läden an. Nachdem der Zug weg war, trafen wir uns wieder und schlenderten etwas durch Silverton. Auch wenn das hier eine schöne Wild West/Gold Rush Idylle war, reizte es uns nicht.
Morgen fahren wir eh wieder hier durch.
Wir gönnten uns noch ein Eis und machten uns auf, zum Bus zurück nach Durango, der um 15 Uhr fährt.
Der Busfahrer fragte gleich, woher wir sind und wir gaben uns als Deutsche zu erkennen 🤷‍♂️.

Als die Fahrt zurück ging, erzählte er nebenbei einiges über die Geschichte der Linie/Gegend und Städte.
Nicht ohne die 2 Deutschen im Bus zu erwähnen und aufzufordern, die Hände Mal hoch zu halten 🤷‍♂️.
Sind wir die Attraktion des Tages?

Der Bus schaukelte ziemlich gut. Wir waren mit einem Mal total müde. Eigentlich war das ein sehr ruhiger Tag, verglichen mit den letzten, aber wir nickten beide eine Zeitlang weg. Die Fahrt zurück dauerte zum Glück keine 3 Stunden, sondern nur etwa 1 1/2 Stunden. 16:30 Uhr waren wir wieder in Durango.
Wir gingen 2x um den Block und befanden – es macht keinen Sinn – wir haben keinen Bock zum Bummeln, da machen wir halt einen Ruhigen im Hotel.

Direkt ein Gebäude vor dem Hotel fiel uns die Brewery auf. In eine lokale Micro-Brauerei wollten wir schon immer mal. Beim letzten Versuch in Moab stand da eine Schlange bis vor die Tür und wir gaben es damals auf. Heute war es perfekt, mal was anderes.
Kurz nach „Chainless Brewery“ gegoogelt und enttäuscht festgestellt, die feiern am Freitag erst Neu-Eröffnung. 😕
Halt – da war ein Facebook Eintrag von vor 50 Minuten – die haben heute schon mal als Test geöffnet. Perfekt!
Kurz vor 19 Uhr gingen wir rüber. Wir standen erst etwas fragend rum – Free seating oder wird man gesetzt?
Der Besitzer kam an und fragte, ob es ein Problem gibt. Wir haben nicht Mal im Satz geantwortet, da fragte er schon, ob wir Deutsche sind. Was ist heute los? 🤷‍♂️
Wir sollten uns einen Platz suchen.
Dem leisteten wir widerstandslos Folge und setzten uns draußen an einen freien Tisch.
Kurz darauf kam die Karte. Wir schauten erst mal, was es denn für Bier gab. Ein großes Glas für $5 war in Ordnung. Die hatten 5 verschiedene Bier-Sorten im Angebot – wir fingen oben an.
Grit hatte noch was zu Essen bestellt – ich war, was Essen angeht, satt.
Ein Bier hatten wir geschafft – jeder was anderes und wir wechselten mal.
Wir bestellten dann noch ein anderes von der Liste, aber bevor das kam, setzte schon die Wirkung ein. Nicht vergleichbar mit dem typischen, amerikanischen Dosen-Bier.
Mehr war auch nicht mehr zu schaffen. Noch eine Runde um den Block, damit meine Fitness-Uhr seine 8000 Schritte bekommt und dann zurück ins Hotel.
Heute versuche ich ein paar Videos im Bericht hoch zu laden – mal sehen, was das WLAN heute hergibt.
Morgen fahren wir weiter nach Montrose und kommen nochmal in Silverton vorbei. Stoppen werden wir hier vermutlich eher nicht.
Eher lohnt sich der Black Canyon vom Gunnison National Park bei Montrose. Mal schauen, was da so los ist. Auf der Website wird gewarnt, dass die Parkplätze im Sommer dort nicht ausreichen.

Mittlerweile sind wir laut Tacho ca. 1600 Meilen (fast 2600km) gefahren. Da kommen morgen noch ein paar drauf.

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